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Das Gartenfest in der Mühlenmatte am 30. August

Am letzten Augustsonntag brachte ergiebiger Regen allen Pflanzen einen Energieschub, um sich im Spätsommer weiterhin prächtig zu entfalten, die Veranstalterinnen des «Gartenfestes» aber knapp vor die Verzweiflung. Sie merkten dann rasch, dass diese nicht angesagt war angesichts von über 40 regenfesten Suhrerinnen und Suhrern, die neugierig waren auf den Garten von FRAGILE! Kaum zu glauben, was die von Hirnverletzungen betroffenen Frauen in diesem Jahr schon zustande gebracht haben – es ist ein Universum entstanden, dessen Blüten sich durch die Monate abwechseln. Immerzu gibt es neue Nahrung für Bienen und Hummeln und Schmetterlinge und – für die Augen und das Gemüt der Gärtnerinnen und Betrachtenden.

Die skandinavischen Begrüssungsmelodien des «Diversion String Quartets» mischten sich wunderbar mit dem Regentrommeln auf das Zeltdach, ja, konnten es sogar übertönen…Die Ansprachen der Dorfschreiberin und von Jana Renker von FRAGILE Aargau hielten sich kurz, die Wärme des Nachbarschaftshauses rief…Dort genossen alle trotz der Hygieneauflagen den Apéro der eritreischen Frauen von «Solibrugg» (ehemals «Suhrwide») nebenan. Die Musiker spielten im «Logenraum» in der Mitte der Zimmerflucht und freuten sich ehrlich über diese neue Bühnenerfahrung.

Beteiligte und Helfende am Fest:
Jana Renker, Vorstand FRAGILE Aargau; Marianne Peter, Leiterin Geschäftsstelle FRAGILE Aargau/Solothurn Ost; Karin Schnellmann, Koordinatorin für FRAGILE in Suhr mit Gärtnerinnen Olivia und Marguerite.

Zehra Türkmen, Kulturkommission Suhr; Martin Zimmermann und Team, Zeltraum GmbH; Quartierentwicklung, Nachbarschaftshaus; Catering von Genet Mengstab und ihrem Helferinnenteam von Solibrugg – Saba Tsegai und Frewyni Ghebrekidan; Diversion String Quartet mit Gabriel Miranda (Geige), Robin De Stefani (Geige), Cyrill Greter (Bratsche), Matouš Mikolášek (Cello).

Der Schatz im Gemüsegarten

An der Bachstrasse gibt es schon seit langer Zeit einen besonderen Vorgarten. Zuerst bemerkt man hauptsächlich viel Grün und das Fehlen einer Hecke. Und dann schaut man genauer und es gehen einem die Augen über. Da sind neben- und untereinander Feigenbäume, Nachtkerzen, ein Apfelbaum, Pfingstrosen, Taglilien, Rosmarin, Lupinen, schwarze Johannisbeeren, rote und gelbe Rosen, ein Kakibaum (!), hoch aufragender Gewürzfenchel und als Bodendecker Petersilie, Erdbeeren, Oregano und Minze. Über einem kleinen Teich spannt sich ein Dach aus Weinreben.

Dieser Vorgarten gehört Salvatore und Teresa Rizzo. Der Hausmauer entlang wachsen Salbei, Rosmarin und riesige Basilikumbüsche, einige schon halb abgeerntet. Teresa füllt gerade in der Gartenküche an der Rückseite des Hauses ihr Basilikumpesto ab. Im Radio läuft ein italienischer Sender, zwischen Wannen und Sieben hängt eine Speckseite, grosse Töpfe stehen parat, Pastapackungen stapeln sich im Regal, Obst gärt in einem Fass und plötzlich scheint es gar nicht mehr sicher, ob diese Küche wirklich in Suhr steht.

Salvatore ist im Garten hinter dem Haus – und der ist richtig gross! Die Rizzos haben dieses Haus zu einer Zeit gekauft, als Selbstversoger-Gärten an der Bachstrasse noch selbstverständlich waren. Salvatore kam 1961 in die Schweiz, heiratete Teresa 1963 und holte sie nach Suhr. Beide kommen aus San Chirico Raparo in der Basilicata, ganz im Süden von Italien. Salvatore hatte eine Stelle auf dem Bau, bei der Firma Grundmann. Bei ihr hat er sich hochgearbeitet bis zum Polier und blieb dort bis zur Pensionierung. Mit Kollegen baute er Balkone und Terrassen an das Haus an und eben die Küche im Untergeschoss. Dort entstanden z.B. die Tomatensaucen für die Veranstaltungen des italienischen Elternvereins.

Gemüse im Überfluss
Der Garten wird nach hinten abgegrenzt von einer lebendigen, drei Meter hohen Mauer aus Stangenbohnen, nach links vom Tomatenhaus mit üppigen Pflanzen, rechts stehen noch mehr Obstbäume. Hinter den Buschbohnen entdeckt die Dorfschreiberin eine lange Reihe Meerrettich. Meerrettich in der italienischen Küche? Ja, mit Käse in Suppen! Und zwischen diesen Abgrenzungen wachsen Kürbisse, Stangensellerie, Auberginen, Peperoncini, Fenchel, Mangold und in langen Beeten erntereife Sommersalate und frisch angepflanzte Herbst- und Wintersalate – Chicorée, Zuckerhut, Endivie – und ein italienisches Bittergemüse, was Teresa heute zu Huhn und Kartoffeln kochen wird. Kartoffeln, erklärt Salvatore, hat er im Schrebergarten beim Feuerwehrdepot. Sie sind bereits geerntet und im Moment blühen dort die Buschbohnen. Noch mehr Garten? «Salvatore, wie alt bist du?» «82. In meiner Familie wird man alt.» Von den fünf Schwestern leben noch zwei in der Heimat, die eine 93, die andere 97. Die hat vor zwei, drei Jahren aufgehört zu gärtnern. Viele Samen hat er aus Italien, die Feigenbaum-Stecklinge von einer Cousine aus der Toskana. Und überhaupt zieht er seine Samen selber. Die schweizer Preise für die winzigen Samenpäckchen seien ja wohl verrückt. Er zeigt auf Buschbohnen, die schon ganz gelb sind – er hat sie nicht vergessen zu ernten, sondern extra für die Samengewinnung angepflanzt.

Der Rat an die GärtnerInnen
Salvatore führt in sein gläsernes Treibhaus mit Stapeln von Anzuchtschalen und Samendolden von Petersilie, die hier noch fertig ausreifen. Und dann öffnet er eine unscheinbare Plastikkiste und es tut sich ein Schatz auf. Stoffsäckchen liegen darin, z.B. angeschrieben mit «Basilico», «Zucchi», «Sedano» und Stoffrollen, die aussehen wie uralte Schriftrollen. In ihnen trocknet er jedes Jahr die Tomatensamen. Salvatore macht seit Jahrzehnten, was heute wieder in Mode kommt – Samen selber ziehen, weil sich so die Pflanzen mit der Zeit gut an die Bedingungen des Gartens anpassen. Er macht das wie bereits seine Eltern – weil es schlau und sparsam ist. Die Dorfschreiberin nimmt sich viel vor für ihren eigenen Garten…

Ungekochte Tomatensoße aus Kalabrien von Boris Haug

Boris Haug (45) aus Deutschland erhielt seine erste kulinarische Prägung im Allgäu, im Hotel der Eltern. Er lernte Geigenbau in Cremona und lebte 15 Jahre in Mittelitalien, in den Marken. Von da hat er seine Liebe zur italienischen Küche. Durch den Kontakt mit der Wilhelm Geigenbau AG kam er nach Suhr. Seit 8 Jahren ist der Geigenbau in Suhr untrennbar mit seiner Focaccia verbunden. Ob es nun Käsespatzen gibt oder Pasta, die vier Töchter lieben Papas Essen – und nicht nur sie! Laut Boris ist sein Rezept die schnellste aller Tomatensoßen.

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Ungekochte Tomatensoße aus Kalabrien
4-5 Portionen

5-6 grosse reife Tomaten, San Marzano
500 g Pasta (Penne, Orecchiette, Lumache rigate oder lisce, keine Spaghetti oder Eiernudeln)
Olivenöl, extra vergine
Frischer Basilikum oder Oregano
Knoblauch, nach Belieben
Peperoncino, nach Belieben
Salz und Pfeffer
Frisch geriebener Parmesan oder Ricotta, nach Belieben

Die Tomaten halbieren und auf einer mittelgroben Reibe in eine Schüssel reiben. Die Schale entsorgen.
– Den duftenden, süssen Tomatensaft mit Olivenöl, Kräutern, Salz und Pfeffer mischen. Nach Belieben feingehackten Knoblauch und Peperoncino dazu geben und mischen. An kühlen Tagen, wenn man eine richtig warme Pasta essen möchte, kann man die Soße zum Erwärmen in einer Schüssel über den Topf mit der kochenden Pasta hängen (evtl. mithilfe von zwei Kochlöffeln).
– Fertige Pasta unter die Soße mischen. Nach Belieben Parmesan oder Ricotta beigeben und sofort servieren.

Buon appetito!

Anmerkungen: Die Mengenangaben sind ungenau, weil die Geschmäcker verschieden sind – die eine mag gerne mehr Olivenöl, der andere liebt Peperoncini, die dritte hasst Parmesan…Also nur Mut und vertraut dem eigenen Geschmack!
Das Geheimnis der Soße: Reife, geschmackvolle Tomaten und ein qualitativ gutes Olivenöl machen diese Soße aus. Das Weglassen der Schalen reduziert die Säure der Tomaten und das Reiben vergrössert die Oberfläche, wodurch noch mehr betörende Tomaten-Duftmoleküle ausgesandt werden.

Gefüllte Tomaten aus „Örke“ von Brigitte Basler

brigitte basler

Brigitte (55) ist Berufs- und Laufbahnberaterin und kommt aus „Örke“, wie Uerkheim in der dortigen Mundart heisst. Brigitte lebt seit 7 Monaten in Suhr und pendelt regelmässig zu ihrem Mann nach Berlin. Das Rezept der Örkner gefüllten Tomaten ist eines von mehreren Familienrezepten. Ein weiteres Familienrezept sind die Baumnussguetzli. Das urgrossmütterliche Rezept beginnt mit: „1 Pfund Nüsse mit der Schale genommen“ und hängt im handgeschriebenen Original eingerahmt bei Brigittes Tante in der Küche.

„In der Tomatenzeit gab es bei uns die gefüllten Tomaten jeden Samstag“, erzählt Brigitte. „Wichtig für die Füllung ist gutes Schweinsbrät, das ich in der Örkner Metzgerei Klauser kaufe. Wenn es kein offenes Brät gibt, drücke ich ein paar rohe Schweinsbratwürste aus. Im Gegensatz zu meinem Vater liebe ich die ‚Schlämpe‘, die das geronnene Ei in der Gratinform bildet.“ Aus dem Inneren der Tomaten macht Brigitte Tomatenkonfitüre – ein Rezept, das sie aus Mallorca mitgebracht hat. Die Konfitüre passt wunderbar zu Käse oder Grilladen.

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Gefüllte Tomaten aus „Örke“
4 Portionen

8 mittelgrosse, reife Tomaten
300 g Schweinsbrät, alternativ Brät aus Schweinsbratwürsten oder Luganighe
1 grosse Zwiebel
1 Bund krause Petersilie
ein paar Blätter Liebstöckel
1 Blatt Salbei
1 kleiner Zweig Rosmarin
2-3 Eier
Salz
Pfeffer
Chili, nach Belieben

– Von den Tomaten einen Deckel abschneiden und mit einem Teelöffel aushöhlen. Alle Kerne entfernen.
–  Tomaten in eine Gratinform stellen und leicht salzen.
– Die Kräuter mit einer Schere feinschneiden.
– Für die Füllung Schweinsbrät, Zwiebel, Kräuter, Eier und Gewürze in einer Schüssel mit sauberen Händen vermengen.
– Ofen auf 200° vorheizen.
– Die Füllung mit Hilfe der Hände leicht gehäuft in die Tomaten füllen.
– Restliche Füllung, wenn vorhanden, in die Form um die Tomaten geben.
– Tomaten 20 bis 30 Min. backen, bis sie eine angebräunte Kruste haben.

Dazu passen grüner Salat, Gurkensalat, Bohnensalat, Brot, Reis oder auch Kartoffelschnitze aus dem Ofen. Die Kartoffelschnitze können gleichzeitig mit den Tomaten im Ofen gebacken werden.
En Guete!

Kefte aus Homs von Huda Alshamaa

huda

Huda (31) lebt mit ihrem Mann Ahmad und den vier fröhlichen und aufgeweckten Kindern, zwei Buben und zwei Mädchen, seit drei Jahren in Suhr. Die syrische Familie aus Homs ist über den Libanon in die Schweiz geflüchtet. Huda und ihr Mann haben die B-Aufenthaltsbewilligung und sind am Deutsch lernen. Huda lebt gerne in Suhr. Für sich und die Familie kocht sie syrisch. Die Kefte macht sie wie ihre Mutter. Ahmad hat ihr dabei geholfen.

Kefte aus Homs
Hackfleischbällchen an Tomaten-Paprikasauce
10 Portionen

2 kg Tomaten
1 kg gehacktes Lammfleisch
3- 4 Zwiebeln
3 gelbe und grüne Spitzpeperoni
1 Bund Petersilie
3 Knoblauchzehen
Paprika edelsüss
Salz und Pfeffer
5 EL Sonnenblumen- oder Olivenöl

– Die gewaschenen Tomaten in kleine Würfel schneiden.
– Zwiebeln feinhacken
– Peperoni halbieren, entkernen und fein würfeln.
– Petersilie hacken
– Hackfleisch in einer Schüssel mit Paprika, Salz und Pfeffer bestreuen. Knoblauch dazu pressen.
– Mit sauberen Händen die Masse gut verkneten, abschmecken und zu kleinen Bällchen (Ping-Pong-Ball-Grösse) formen.
– 3 EL Öl in einer Pfanne erhitzen und die Fleischbällchen rundherum 5 Min. anbraten. Fleischbällchen beiseite stellen.
– in 2 EL Öl Peperoni und Zwiebeln anbraten. Tomaten und Petersilie dazugeben und 30 Min. mit geschlossenem Deckel auf kleiner Hitze köcheln lassen.
– Die Fleischbällchen dazugeben und weitere 5. Min. köcheln lassen.

Dazu passt Reis oder Brot.
Sahten!

Anmerkungen: Das Lammfleisch kann auch mit Rindfleisch ersetzt werden.
Die Fleischbällchen können in der Sauce sehr gut wieder aufgewärmt werden.

 

 

Türkischer Hirtensalat von Kadriye Üles

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Kadriye (49) lebt seit 38 Jahren in Suhr. Sie kommt aus Aydın, einer Stadt in der türkischen  Ägäisregion. 1969 kam ihr Vater in die Schweiz, 1972 folgte die Mutter. Sie arbeiteten in einer Textildruckerei. Kadriye lebte bei ihrer Grossmutter und ging fünf Jahre in der Türkei zur Schule, bis die Eltern sie mit elf Jahren in die Schweiz holten. Mit ihrem Mann Ramazan hat sie zwei Söhne Yasin und Yusuf, die nun schon zur dritten Ausländergeneration gehören. Den erfrischenden, türkischen Hirtensalat kennt man in der ganzen Türkei. Während dem Sommer in Aydın konnten sie alle Gemüse und Kräuter für den Salat aus dem eigenen Garten holen.

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Çoban Salatası (Hirtensalat)
4 Portionen

4 mittelgrosse Tomaten
1 kleine Gurke
2 Frühlingszwiebeln mit schönem Grün oder 1 Zwiebel
1 grüne Spitzpeperoni
1 Bund Petersilie
2 El Olivenöl
1 EL Granatapfelkonzentrat, alternativ Zitronensaft
1-2 Prisen Salz

– Gemüse waschen und rüsten.
– Die Gurke schälen. Bei einer Bio-Gurke genügt es, nur ein paar Streifen Schale wegzuschneiden.
– Tomaten, Gurke und Spitzpeperoni in kleine Würfel schneiden.
– Frühlingszwiebel in Röllchen schneiden.
– Petersilie hacken.
– Alle Zutaten mit Olivenöl, Granatapfelkonzentrat und Salz mischen.

Der Salat passt zu vielen Gerichten. Besonders gut passen frisches Brot, Reis oder Bulgur.
Afiyet olsun!

Sommerkonzert „Guarda che luna!“

Am 1. September 2016 ein hinreissendes Sommerkonzert der Dorfschreiber Friederich und Lenzin auf der Geigenbühne an der Bachstrasse in Suhr mit den Honeymoaners:

Renata Friederich (Gesang, Perkussion)
Sabine Hochstrasser (Violine, Gesang)
Pius Schürmann (Gitarre, Gesang)
Rolf Lenzin (Perkussion, Gesang)

und Rolf Lenzin Video: