Archiv für den Monat Februar 2018

Der Ort in der Mitte

Wenn ich in das neue Schulhaus „Vinci“ eintrete, gelange ich ohne Umwege in die Mitte des Hauses. Der zentrale Raum mit den geschwungenen Treppen reicht bis unter das lichtdurchlässige Dach. Jeder Raum, sei es ein Klassenzimmer, die Bibliothek oder eine Toilette, wird über diesen Raum erschlossen. Jede und jeder durchwandert die Halle beim Kommen, und auch wieder beim Gehen. Es ist ein Ort der Bewegung und der Begegnung von Menschen, klein und gross. Jede Tür, die man von diesem Raum aus durchquert, führt in einen Raum, der spezifischer, ruhiger, und gewissermassen privater ist.

Version 2
Wenn ich in das alte, renovierte Haus an der Bachstrasse 9 eintrete, betrete ich einen Raum, der eine vergleichbare Wirkung hat. Beim Umbau wurde das Haus um die ausgebaute Scheune Richtung Norden erweitert. Der Eingang befindet sich heute dort, wo früher das Tenn mit seinem grossen, alten Holztor war. Dieser Raum bildet die Mitte des neu definierten Hauses. Er macht die ganze Höhe der Scheune sicht- und spürbar, und ist Treffpunkt und Aufenthaltsraum aller Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses, ihrer Nachbarschaft und ihrer Freunde. Von hier aus führen verschiedene Wege in die privateren Wohn-, Schlaf- und Sanitärbereiche.

Die Mitte ist ein Ort dazwischen. Sie ermöglicht Beziehungen zwischen verschiedenen Räumen und ihren Nutzerinnen und Nutzern.
Im Fall des Vinci-Schulhauses liegt dieser Ort auch tatsächlich exakt in der Mitte des Gebäudes. Bei der Bachstrasse 9 hat sich mit der Erweiterung des Wohnhauses ihre Mitte verschoben.

In Suhr können wir zurzeit miterleben, wie mit der Realisierung und der allmählichen Belebung der neuen Überbauungen beim Bahnhof gleichsam eine Dichteverlagerung stattfindet. Ein zusätzliches Angebot an Wohnraum, Läden, Restaurants und Dienstleistungen bringt mehr Menschen in dieses Gebiet. Für mich, die ich seit bald 20 Jahren in Suhr lebe, ist, oder war das Zentrum von Suhr an der Mittleren Dorfstrasse, die die Mitte sogar im Namen trägt. Wenn nun die Mitte des Dorfes, so wie die Mitte des Hauses der Ort ist, der Beziehungen zwischen Räumen und Menschen herstellt, wo ist sie denn heute?
In meiner Fantasie erstreckt sich das Zentrum von Suhr von der mittleren Dorfstrasse bis zum Bahnhof. Herzstück ist die Tramstrasse. Auf diesen gut 400 m hat der Fuss- und Veloverkehr Priorität, und ist die Beziehung zwischen den beiden Strassenseiten wichtiger als die Verbindung des Wynentals mit der Stadt Aarau.

 

Ihre Fotos und Gedanken zur Mitte sind gesucht!

Nach zwölf Kolumnen enststeht eine Ausstellung mit Ihren Beiträgen; ein Portrait der Gemeinde Suhr, gemacht von den Menschen hier.

Bitte schicken Sie Ihre Fotos oder Texte zu diesem, oder einem der anderen Beiträge (www.dorfschreiber.ch) an:

Pet Zimmermann
Zimmermann Architekten
Bachstrasse 33
5034 Suhr
pet.zimmermann@z-arch.ch

oder per whatsapp oder sms auf die Nummer 078 713 44 17