Archiv für den Monat August 2017

Suhr am Wasser

Dort wo ich aufgewachsen bin, ist die Landschaft stark vom Wasser geprägt. Flüsse, Seen und Kanäle bilden viele Kilometer Ufer. Ufer, entlang derer man spazieren und fahren kann, wo man sitzen, spielen, wohnen und das Wasser erleben kann.

Auch Suhr ist geprägt von Wasserläufen: Suhre, Wyna und Stadtbach. Sie sind nicht immer sichtbar, öfters versteckt, aber doch auf vielfältige Weise erlebbar. Auch wenn das Wasser an vielen Orten nicht so präsent erscheint, so sind es doch die Flüsse und Bäche, die Orte verbinden. Von oben betrachtet, und dazu müssen wir heute dank Google Maps kein Flugzeug mehr besteigen, ziehen sich Flüsse und Bäche mit ihren baumbestandenen Ufern als grüne Streifen durch die Landschaft. Die immerwährende Abwärtsbewegung des Wassers macht rauschend, plätschernd, gurgelnd oder dann lautlos erlebbar, wie die Beschaffenheit der Landschaft ist, ob das Gelände steil abfällt oder eher flach, ob das Fluss- oder Bachbett eng ist oder weiter.

Lange Zeit waren Flussläufe unberechenbar und der Aufenthalt am Ufer gefährlich, und vielerorts ist es immer noch so. Der Charakter der Wasserläufe ändert sich aber im Laufe der Zeit. So hat der Stadtbach seine Funktion als Wasserversorgungs- und Industriekanal längst verloren. Trinkwasser, Löschwasser und Energie kommen heute woanders her. Die Ufer und das Wasser werden zugänglicher. An warmen Tagen können die Füsse oder das Bier gekühlt werden, an Wintertagen das Eis vorsichtig betreten.

In der Schwirrenmatte, wo der Bach seit jeher höher liegt als das umliegende Land, und seit einigen Jahren verzweigt ist und Inseln bildet, entdecke ich ein einfaches Gerüstbrett, das vom Ufer zur Insel führt. Das Brett lag wohl nicht immer dort. Kinder haben auf einfache Art eine Brücke vom Ufer zur Insel gebaut und damit neue Plätze erschlossen. Es gefällt mir, dass dort, wo das Wasser zugänglich und ungefährlich ist, ein Ort entstanden ist, der gestaltbar, veränderbar und vielfältig nutzbar ist.

Pet3, Bach coop

An einem anderen Ort, neben dem Coop, hat der Stadtbach einen ganz anderen Charakter. Das Bachbett liegt hier viel tiefer und wird von der Coop-Seite her kaum wahrgenommen. Der schönste Platz ist hier dem Abfallcontainer vorbehalten. Manchmal stelle ich mir vor, anstelle des Containers sitzen Menschen auf einer Terrasse über dem Bach. Das kühle Wasser fliesst unten durch. An einzelnen Stellen führen Stufen zum Wasser hinunter, ein einfacher Holzsteg erschliesst das gegenüberliegende Ufer.

Zwei Beispiele, zwei verschiedene Orte am gleichen Wasserlauf. Sie zeigen, dass Orte und Situationen die sich verändern, immer auch Chancen für Neues bieten. Der Stadtbach, dieses einzigartige Bauwerk, das seinen Ursprung im 13. Jahrhundert hat, könnte durchgehend und vielfältig erlebbar werden, ohne dass seine ursprüngliche Form verloren ginge